Die Assistenz – vom Aussterben bedroht?
Zum Thema Service-Roboter fällt mir spontan das Yotel-Hotel in Manhattan ein. Dort steht an der Rezeption tatsächlich ein solcher, der für die Hotelgäste das Gepäck verstaut. Darüber hinaus gibt es auch schon die ersten Roboter, die den Zimmerservice im Hotel übernehmen. Die Digitalisierung hält immer mehr Einzug in unseren Alltag. Assistenzen dürfen sich nicht zu sicher fühlen und denken, sie seien unersetzbar. Schließlich konnten wir uns vor ein paar Jahren auch nicht vorstellen, dass der nette – oder mürrische – Ticketverkäufer am Bahnschalter einmal durch einen Automaten ersetzt werden könnte. Das Thema 4.0 macht nur vor wenigen Berufszweigen halt.
Daher sollte sich ein jeder die fortschreitende technische Entwicklung zunutze machen. Natürlich muss man sich auch erst daran gewöhnen, dass Aufgaben von »etwas« anderem schneller und effizienter erledigt werden können. Aber die Frage ist durchaus berechtigt. Durch das Schneller-Höher-Weiter wird der Druck auf die Assistenz immer größer. Sie muss Entlastung erfahren. Neben vielen anderen Möglichkeiten die tägliche Arbeit zu optimieren, können technische Hilfsmittel aus meiner Sicht statt einer Gefahr eine willkommene Unterstützung für den Arbeitsplatz sein. Das Diktat mittels einer Transkriptions-Software schreiben ... warum nicht? Einen Brief von einem Programm übersetzen lassen ... ist doch super, wenn man dadurch Zeit spart und nur noch einmal »drübergehen« muss, um es rund zu bekommen.
Dass »etwas anderes« die Assistenz einmal komplett ersetzen wird, kann und möchte ich mir gar nicht vorstellen. Maschinen sind glücklicherweise noch seelenlose Wesen. Menschlichkeit ist als Algorithmus mehr schlecht als recht zu programmieren. Das merke ich ALEXA schon nach zwei Sätzen an. Die Assistenz stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen Chef und Mitarbeitern dar. Daher sollte sie ihr Ass »Empathie« auch täglich aus dem Ärmel ziehen und Beziehungen gestalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mitarbeiter einer Maschine anvertraut, dass er gerade von seiner Frau verlassen wurde, einen Todesfall in der Familie hat oder sich von seinen Kollegen gemobbt fühlt. Auch sehe ich keinen Gewinn darin, einem Roboter freudige Nachrichten mitzuteilen. Das »High five« stelle ich mir sehr grobmotorisch vor. Zudem ist die Assistenz mehr als ein Sprachrohr – eine Vermittlerin und Koordinatorin, um nur zwei weitere Rollen zu nennen.
Gleiches gilt für den Austausch zwischen Assistenzen innerhalb eines Unternehmens oder auch unternehmensübergreifend, die dabei jederzeit Zusammenhänge erkennen und vorausschauend denken müssen. Wer möchte das bitte an einen Roboter delegieren? Damit wäre Chaos vorprogrammiert, die Augenhöhe und die Wertschätzung, die wir uns seit Jahren oft mühsam aufgebaut haben, ginge verloren.
Der Beruf der Assistenz ist seit Jahrzehnten im Wandel und besteht mittlerweile zu großen Teilen auch aus Sachbearbeitungs- oder Projektaufgaben. Sicher wird es weitere Anpassungen geben. Wie die aussehen, hängt ganz davon ab, wie sich der Berufszweig Assistenz in der Zukunft präsentiert. Daher kann ich der Assistenz nur empfehlen, sich der Neuzeit anzupassen, sich als Leistungsträger darzustellen und Selbstmarketing zu betreiben. Die Chefs haben oft keine Vorstellung davon, welche Fäden Sie als Assistenz im Hintergrund ziehen, dass deren Alltag so reibungslos verläuft. Machen Sie Ihre Arbeit transparent und zeigen Sie, was Sie auf dem Kasten haben. Spätestens wenn Sie wegrationalisiert sind, wird den Managern auffallen, wie sehr Sie ihm den Rücken freigehalten haben. Es wäre doch schade, wenn es dann zu spät ist. Oder wie denken Sie darüber?