18.07.2018

Weil es kein anderer kann! Wirklich?

Es gibt Aufgaben, die nur von Ihnen erledigt werden können. Niemand anderes kann das. Keiner sonst macht es so gut, gewissenhaft und korrekt wie Sie. Schließlich tragen Sie ja auch die Verantwortung. Wenn Sie nur mehr Zeit hätten ...

© shutterstock.com | Sergey Nivens

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum so viel auf Ihrem Tisch liegt? Weil Sie es ordentlich machen und Gewissenhaftigkeit Ihr zweiter Vorname ist? Alles soll tipptopp bearbeitet sein, bevor es Ihren Tisch verlässt? Oder kann es sein, dass Sie nicht loslassen können?

Klar, keiner macht es so wie Sie? Das ehrt Sie zwar, bringt Sie aber nicht weiter! Schlimmer noch: Sie sitzen ständig »nach«. Alles spricht davon, dass man die Zeit managen muss. Dabei können wir die Zeit gar nicht managen, sondern nur uns selbst. Die Herausforderung ist, unsere Aufgaben innerhalb der vorgegebenen Zeit erledigt zu bekommen. Da diese endlich ist, sollten wir uns Gedanken machen, wie wir mit unserem Pensum zurechtkommen.

Ich lade Sie zum Loslassen ein. Aus eigener Betroffenheit weiß ich selbst, dass das gar nicht so einfach ist. Gerade weil man als Assistenz auf Korrektheit gepolt ist. Dazu sollten Sie wissen, dass es Ihrem Chef bei vielen Aufgaben ziemlich gleichgültig ist, wer sie erledigt – Hauptsache, die Aufgaben werden überhaupt erledigt. Und da sind wir vielleicht schon am wunden Punkt. Trotz ständiger Neupriorisierung ist es bei sehr viel Arbeit einfach nicht machbar, alle Aufgaben immer rechtzeitig zu erledigen. Heutzutage ist das Teilen doch »in«. Nutzen Sie diese Bewegung, um Kollegen miteinzubinden.

Mit dieser Kurzanleitung schaffen das auch Sie:

Schritt 1: Delegieren Sie eine erste – eher leichte – Aufgabe an einen Kollegen und geben Sie ihm dazu alle notwendigen Informationen. Sofern es sich um einen Freigeist handelt, geben Sie ihm nur das Ziel vor, damit er sich ausprobieren kann und dadurch den Spaß an der Arbeit entwickelt.

Schritt 2: Zeigen Sie Ihrem Kollegen, dass Sie ihm vertrauen. Das bedeutet auch, nicht ständig nach dem Stand zu fragen, wann Sie mit dem Ergebnis rechnen können.

Schritt 3: Prüfen Sie das Ergebnis mit wohlwollender Wertschätzung für Ihren Kollegen. Akzeptieren Sie, dass dieser auf einem anderen Weg dorthin gekommen ist. Was zählt, ist, dass das Ergebnis stimmt. Prüfen Sie scharf, ob es wirklich nachgebessert werden muss.

Schritt 4: Egal, was herausgekommen ist: Nehmen Sie das Ergebnis als das an, was es tatsächlich ist: gut, mittelprächtig oder schlecht.

Schritt 5: Sofern das Ergebnis nicht zufriedenstellend ist, gehen Sie ins offene Feedback und prüfen Sie vor allem auch Ihren Teil der Kommunikation. Diese Reflexion ist wichtig, damit die nächste Aufgabe noch besser erledigt werden kann.

Einen Versuch sollte es wert sein. Nehmen Sie den Druck bei sich heraus und zeigen Sie sich teamfähig. Ebenfalls ein Attribut, welches heutzutage hoch im Kurs steht.

Viel Erfolg beim Loslassen!

Das Buch von Marit Zenk

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